Montag, 7:30Uhr. Aufstehen. Männerwäsche.
Zum Hauptbahnhof gehen, der direkt gegenüber meines Hotels ist. Kaffee holen.
Ich gehe zum Ausgang. In meiner Hand ein frischer, heißer Kaffee. Es ist kalt.
Am Eingang steht ein Typ. Verwahrlost. Kein neues Bild für Hamburg.
Der einzige Unterschied. Er bietet die Obdachlosenzeitung zum Verkauf an. Die habe ich bisher nicht gesehen. Er friert. Zittert am ganzen Körper. Vor ihm liegt sein Hund. Er sieht nicht süß aus, aber er kann einem einfach nur leid tun.
Überall Wunden, dreckige Verbände. Ich vermute, es ist das Ergebnis eines anderen Hundes.
Ich stehe also da, trinke meinen heißen Kaffee, rauche meine Zigarette und überlege ob ich ihm eine dieser Zeitungen abkaufen sollte, die ich sowieso nicht lese.
Ich überlege weiter, ihm nur das Geld zu geben, beschließe aber das ich ihn nicht beleidigen möchte. Denn gebe ich nur Geld, wird er vielleicht den Glauben an seine Zeitung verlieren und es machen wie alle anderen. Mit einem Becher umher laufen und sammeln.
Mir kommt ein Video in den Kopf, das mich beeindruckt hat.
Ich muss an meinem Vater denken, der mir erklärt hat, dass man Obdachlosigkeit nicht durch Geld geben beenden kann. Ich denke an meine Mutter, die mit ihrem Herzen lächelte und mir trotzdem Geld gab um es an jene weiter zu geben, denen es schlechter geht als uns.
Ohne zu Wissen was mich erwartet gehe ich zu dem Typen und frage ihn ob er einen Kaffee will.
„ Ja das wäre lieb.“ Er lächelt.
Er ruft mir etwas nach, während ich in den Bahnhof gehe. Doch ich verstehe ihn nicht. Ich muss dreimal nachfragen bis ich ihn verstehe. Er sagt er will viel Zucker an seinen Kaffee.
Ich lächle jetzt auch.
Es ist mein erstes Lächeln an diesem Tag.
Ich frage ihn ob er auch „ Franz Brötchen“ isst. Er nickt und grinst noch mehr als vorher.
Also Kaffee und Franz-Brötchen gekauft, viel Zucker ( ich glaube zehn Packungen) eingepackt und ihm gebracht.
Er freut sich, als wäre Weihnachten. Über ein Brötchen und einen Kaffee.
Ich muss wieder an das Video denken:
„Gib nicht auf! Du packst das! “ , sag ich ihm.
„ Ja. Mach ich nicht. “ versichert er mir.Ich wünsche es ihm.
Mir kommt das Gesetz der Vergeltung in den Kopf. Ich muss daran denken das wir uns alle so behandeln sollten wie wir selbst behandelt werden wollen! Dann wäre diese Welt sauber. Frei von Armut und Gewalt.
Alle kennen diesen Satz. Wir sollten ihn viel bewusster leben.
Auch wenn er mir nicht direkt zurück geben konnte, was ich für ihn getan habe. So hat das Leben selbst dafür gesorgt. Ich bin mit einem Lächeln zurück zum Hotel gegangen.
Behandle alle so, wie Du selbst behandelt werden willst. Dann kann Dich das Leben so behandeln, wie Du behandelt werden willst. Das ist ein Gesetz des Lebens. Oder wie siehst Du das?
Danke Leben. Danke Micha.
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