Mein Einsatzwagen rattert durch Würzburg. Neben mir sitzt ein Mann, gut gekleidet, weiss wie ein Vampir.
Ich frage ihn weshalb er in die Praxis muss. Er meint, er bekommt eine Bluttransfusion.
" Haben Sie Anämie?" , " Nein. Ich habe Leukämie" antwortet er.
" Haben Sie noch Chancen auf Heilung?" bricht es aus mir heraus. Woraufhin mich ein verbittertes " Nein." von der Seite anstößt.
Ich frage ihn, wie es ihm damit geht. " Schlecht. " sagt er. Ständig sei er müde und kraftlos.
Er erzählt mir das die Bluttransfusion lediglich eine lebenserhaltende Maßnahme ist.
Durch das Blut ginge es ihm für ein paar Tage besser, danach könne er dann wieder nichts machen, bis zur nächsten Bluttransfusion.
Eine rote Ampel. Ich wende mich zu ihm und frage " Hat diese Diagnose etwas an Ihrem Leben geändert?"
Er schaut mich verwirrt an. " Wie meinen Sie das?"
" Haben Sie seitdem etwas an ihrem Leben geändert. Genießen Sie es mehr oder haben Sie eine Liste mit Dingen die Sie noch erleben möchten?" , frage ich.
Aus seinem Mund kommen genau die Worte, die ich ungern hören wollte: " Nein das habe ich nicht. Ich kann auch nicht. Ich bin zu schwach. Entweder. Liege ich im Bett oder ich sitze auf dem Sofa. "
Ich sehe diesen Mann noch neben mir herlaufen. Wie er um seine Selbstständigkeit kämpft.
Er ist seit dem ich ihm geholt habe alles allein gelaufen. 14 Tage ohne neues Blut.
Jetzt sitzt er neben mir und sagt sein Körper sei zu schwach um noch etwas zu erleben oder zu genießen.
" Sie können doch auch mit dem Rollstuhl etwas erleben. " , schlage ich ihm vor.
" Ach wie sieht das denn aus? " , sagt er.
Wie ein Stich ins Herz trifft mich diese Aussage. Es wirkt als würde er sich diese Transfusion nur noch geben lassen um seinen Körper am Leben zu erhalten. Als hätte sein Geist sich schon vom Leben getrennt.
Wir sind am Ziel. Das Leben schenkt mir einen Witz.
" Eigentlich ist das schon lustig das Sie nur noch mit Blut von anderen Menschen leben können. Sie sind quasi ein kleiner Vampir. "
Das ist das erste mal das er lacht.
Wir reichen uns die Hand und verabschieden uns. Ich finde eine Erklärung für seine Lebensumstände und reiche sie an Dich weiter, damit Du es besser machen kannst und anderen mit diesem Wissen hilfst…
Warum hat er sich also scheinbar selbst aufgegeben?
Menschen in schwerer oder unheilbarer Krankheit geben sich niemals selbst auf. Sie suchen nach Lösungen, die ihnen
einen maximalen Lebenskomfort bieten.
Dieser Mann hat das getan indem er beschlossen hat ganz einfach nichts zu tun, um sich die Energie vom neuen Blut aufzusparen.
Die Frage ist nur ob das auch Produktiv ist. Natürlich liegt die Antwort auf der Hand. Das Ergebnis seines nicht Tuns ist ein trauriger Mensch der keine Perspektiven mehr für sich sieht.
Das Problem hierbei sehe ich vor allen in der Rechtfertigung gegenüber sich und anderen. " Ich bin zu schwach und ständig müde."
Wir alle kennen das. Je öfter man diesen Satz am morgen an Kollegen oder Freunde weiter gibt, desto geschwächter ist man.
Das ist ein Teufelskreis aus dem es auszubrechen gilt! Dummerweise kann man, wenn man selbst betroffen ist schlecht aus diesem Kreis der Selbstzerstörung austreten. Jetzt kommst Du ins Spiel!
Nimm Dir diesen Menschen, der schwer Krank ist, dem es schlecht geht. Der nicht mehr kann, weil ihn seine eigenen Handlungen das Leben verkürzen und hol ihn aus diesem Teufelskreis heraus. Es ist ganz einfach.
Du musst nur das Gegenteil von seiner selbsterfüllenden Prophezeiung machen. Perspektiven und Aussichten bieten die besser wirken als die aktuelle Situation.
Hierzu 6 Tipps Menschen mit schwerer Krankheit das Leben zu versüßen und deren Lebensqualität zu steigern:
1. Bringe diesen Menschen zum lachen.
2. Frage ihn nach seinen Wünschen und setze alles daran die (machbaren) Wünsche mit ihm gemeinsam zu erfüllen
3. Trage ihn nicht, sondern begleite ihn.
4. Nimm ein " Nein! " nicht hin. Es bedeutet nur " Dieser Schritt ist mir zu groß. Ich bin nicht bereit dazu. Biete mir einen kleineren Schritt an. "
5. Zeige ihm, dass Du seine Situation akzeptierst.
6. Ist er nicht willig aus seinem Teufelskreis aus zu treten, lass ihn von der Vergangenheit erzählen. Von schönen
Momenten und Augenblick, so kann er sie noch einmal erleben und sich besser fühlen.
Es gibt noch jede Menge weiterer Möglichkeiten die Lebensqualität eines Mitmenschen in schwerer Krankheit zu steigern. Aber selbst wenn man sich nur an diese sechs Punkte hält, so ist dem Menschen schon sehr geholfen und das eigene Leid nimmt auch ab. Denn dieses Handeln schafft
ein gutes inneres Gefühl.
Steckst Du gerade in so einer Situation?
Dann schreib mir!
Hier noch ein Song von Clueso der sehr gut dazu passt: Clueso - Halb so wild
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