" Schau nicht nur auf Dich um Deine Persönlichkeit zu entwickeln. Schaue auch auf andere. "
In Anlehnung an die obenstehende Aussage gibt es heute wieder einmal eine kleine Geschichte:
Doch bei soviel Zuwendung verdarb der Geist des Jünglings und schon bald ward er so von sich eingenommen, das er keinen anderen mehr sah.Alle liebten, und er selbst sich am meisten, auch die schöne Nymphe Echo hatte sich beim Spiel auf den Wiesen in den Schönen verliebt und je näher sie ihm war, desto stärker trieb sie die Sehnsucht.
Doch konnte sie ihn nicht erreichen, denn Echo war von Hera, der Gemahlin des Zeus verflucht. Unzwar hatte Echo, wenn Zeus sich auf den Berggipfeln mit den Nymphen vergnügte, Hera mit langen Gesprächen abgelenkt, damit die Freundinnen entschwinden konnten.
Als Hera die Masskarade durschaute, sprach sie:"Über diese Zunge, die mich genarrt hat, sollst Duvon nun an nur wenig Macht haben und deine Stimme nur noch ganz kurz gebrauchen dürfen!"
Und so konnte Echo nur die Worte am Ende eines Gesprochenen Satzes sprechen.
Als Echo nun Narziss im Wald erblickte, wie er sich Abseids von der Jagd ans Fallenstellen machte, versteckte sie sich in seiner Nähe, unfähig dem Geliebten die Worte des Herzens zu verkünden.
Narziss der sich beobachtet fühlte rief in die Büsche: "ist wer hier?" Und Echo rief "Hier!"Er ist erstaunt, schaut sich um, und ruft mit lauter Stimme: "Komm!" Sie ruft ihn, wie er sie ruft. Weil wieder niemand kommt, spricht er: "Meidest Du mich? Was fliehst Du vor mir?" - und erhält die gleichen Worte zurück. Narziß, durch den Widerhall der antwortenden Stimme getäuscht, spricht stur weiter: "Wir wollen hier uns vereinigen" - und es gab wohl nichts, was Echo lieber gehört hätte.Mit den Worten "Hier uns vereinigen" kommt sie, im Vertrauen auf ihre Worte, aus dem Wald, geht auf ihn zu, um schnell den Hals des Ersehnten zu umarmen - er aber flieht und schreit:"Fort! Hände weg! Laß die Umarmungen! Eher will ich sterben! Du meinst, Dir würd´ ich mich schenken?"Sie antwortet nichts als die Worte "Dir würd´ ich mich schenken!"
Verschmäht und beschähmt wird der Wald ihr zum Versteck, niemand soll das beschähmte Haupt erblicken. Doch kommt sie über ihre Liebe, die über den Schmerz und die Kränkung nur noch stärker wurde nicht hinweg. Und so wandelt sie dahin, der Leib zerrt aus, die Säfte des Lebens schwinden im Wind, bis nur noch die Knochen und Stimme bleiben. In einer Hölle werden die Knochen zu Stein, und die Stimme bleibt im Winde allein, verdammt zu rufen und doch nie zu sprechen.
Narziss dagegen erfuhr nichts von Echos Schmerz und fröhnte seinem Leben, er verschmähte auch andere, die ihn verfluchten und ihm den Schmerz einer unerfüllten Liebe wünschten.
Nemesis die Göttin der Vergeltung erhörte das Gebet und wand sich an Aphrodite, die Narziss, der auch ihr den nötigen Respekt verweigerte, schon lange zürnte.
Gemeinsam verfluchten sie Narziss, dass er sich in sein Spiegelbild verlieben, und nie etwas anderes ersehen sollte.
Als Narziss sich also über eine unberührte Quelle beugte verliebte er sich in sein Bildniss, und er ward so voller Sehnsucht , dass er Wochen am Ufer hin und her eilte, und doch nie die Liebe, sich selbst ergreifen konnte. Er aß nicht und er trank nicht, und schließlich starb er.
Die Prophezeiung des Seher war erfüllt, und die Nymphen trauerten, um ihren Bruder, auch die Götter wollten nicht, dass man Narziss vergaß, und so verwandetelten sie seinen Leichnam in eine schöne Blume. Doch als Mahnung sollte auch die Blume den Fluch des Narziss tragen und niemand anderes neben sich dulden außer sich selbst.
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